Storyline (SL), ein vom Board of Directors entwickelter Handlungsstrang innerhalb einer Wrestlingorganisation, die durchaus auch auf mehrere Ligen übergreifen kann. Hierbei handelt es sich um eine Art Drehbuch, die inzwischen bei der WWE und bei Impact Wrestling (ehemals TNA) von professionellen Drehbuchautoren nach deren Vorgaben verfasst werden. In kleineren Indenpendentligen existieren sogenannte Creative-Teams, die zusammen mit den Offiziellen die Storyline oder auch nur einzelne Angles ausarbeiten.
In den großen Ligen waren Storylines zumeist auf längere Zeit angelegt und wurden meist auf einer bedeutenden Großveranstaltung mit dem Hauptmatch des Abends, dem Main Event, abgeschlossen. Erwies sich eine Storyline für die entsprechende Liga oder Promotion als sehr erfolgreich, so wurden aufgrund dessen Fortsetzungen geschrieben, die nun unter Umständen auf mehrere Jahre ausgelegt wurden.
In kleineren Ligen wurde die Storyline über eine vertraglich vereinbarte Zeitspanne bzw. für eine gewisse Anzahl an Matches ausgearbeitet. Dieses war vonnöten, da sie nicht über einen großen Eigenkader verfügten und Aktive aus anderen Ligen verpflichten musste. In der Regel galt und gilt dort die Formel, dass eine Storyline maximal vier Shows bzw. zwölf Monate laufen darf: Combat Zone Wrestling (CZW), die Independent Wrestling Association (IWA) oder auch Westside Xtreme Wrestling (wXw) arbeiten aus diesem Grund ihre jeweilige Storyline auch nur für die Dauer von vier bis zwölf Wochen aus. Länger geplante Handlungsstränge bilden dort eher die Ausnahme, laufen aber auch bei ihnen sehr erfolgreich.
Aber in der schnelllebigen Zeit sind auch die großen Hauptveranstalter des professionellen Wrestlings (WWE, Impact, RoH oder die NWA) dazu übergegangen, eine Storyline nur von Großveranstaltung bis Großveranstaltung laufen zu lassen, welche sie innerhalb von zwölf Wochen abhalten.
Zweck der Storyline, Kayfabe[]
Primärzweck einer Storyline ist es, dem Publikum die einzelnen Handlungsstränge zwischen den Shows und den beteiligten Wrestlern sowie um diversen Stables plausibel nahezubringen. Deswegen beinhaltet eine glaubhaft ausgearbeitete Storyline vielfach auch Komponente, die aus dem Realleben der Wrestler stammen. Daher werden beispielsweise auch private Probleme der an der Storyline beteiligten Akteure aufgegriffen und weiterentwickelt. Das geschieht aus dem Gesichtspunkt heraus, Wrestling als „echt“ und die Matches als reale Auseinandersetzungen, als Kämpfe“, zu verkaufen. Um das glaubhaft zu erreichen, wurde ab 1930 im Pro-Wrestling das Kayfabe eingeführt. Doch gegen Ende der 1990er Jahre begann die damalige World Wrestling Federation (WWF), dieses zu brechen und aufzulösen: In großen Tageszeitungen begann die Promotion öffentlich Drehbuchautoren als Storyline-Schreiber anzuwerben, wobei sie sich auf hauptsächlich auf das Filmzentrum Hollywood konzentrierte.
Die Storyline bildet im heutigen Sports Entertainment, so wie dieses in den größten US-amerikanischen Wrestlingorganisationen (WWE, Impact Wrestling, RoH, NWA) verstanden wird, die wichtigste Rolle: Zum einen wird durch die Storyline das Interesse der jeweiligen Zielgruppe geweckt und diese auf die entsprechende Promotion fixiert.
Im sogenannten Indenpendent Circle, das heißt, der unabhängigen Wrestlingszene, wird nicht so viel Wert auf eine detaillierte Storyline gelegt, da diese Ligen vielmehr ihren Primärzweck auf den sportlichen Teil und nicht so sehr auf die Unterhaltung legen. Diese Ligen streben an, das Publikum mit besonders gewagten Ringaktionen und/oder besonders brutal ausgelegter Matchführung zu gewinnen. Daher sind die jeweiligen Storylines auch nicht längerfristig angelegt.
Die im Wrestling erlittenen Verletzungen, aufgrund derer ein Wrestler pausieren muss, entstammen in der Regel einer zuvor ausgearbeiteten Storyline, sie sind also gescripted. Sie greifen, wenn ein Wrestler sich aus privaten oder gesundheitlichen Gründen eine Auszeit vom aktuellen Ringgeschehen nehmen möchte. Deswegen wird dieser zumeist mit einer „schwerwiegenden Verletzung“ aus einem vorherigen Match aus der aktuellen Storyline herausgeschrieben.
Fehden zwischen Wrestlern und Stables[]
Die künstlich am Storyboard entworfenen Handlungsstränge zwischen den Wrestlern werden dem Publikum als Fehde verkauft. Diese umfassen Aktive dem Einzel- und des Tag-Team-Bereichs.
Aber auch die Stables entspringen und laufen unter dem Gesichtspunkt einer Storyline. Doch können diese durchaus ein ungewolltes (weil uneingeplantes) Eigenleben entwickeln: So wurden die Four Horsemen als reines Gimmick entwickelt und aufgebaut, die sich um den damaligen NWA World Champion Ric Flair (geb. 1949) gruppierte. Doch im Laufe der Zeit wurde die Gruppierung zum realen Machtfaktor, der vor allem den damaligen Backstage-Bereich der NWA und der WCW kontrollierte.
Wrestlingtitel[]
Wrestlingtitel bilden einen wesentlichen Bestandteil einer Storyline: Mit dem Erhalt eines untergeordneten Ligentitels beginnt der Aufbau eines Wrestlers zum Star. Denn die Liga zeigt ihm mit dem „Gewinn“ des Titels an, dass sie ihm ein großes Potenzial sehen und dass er nun von der Liga gefördert wird. Die Titelregentschaft wird für eine vertraglich definierte Zeitdauer festgelegt.
Karrierehöhepunkt eines Wrestlers stellt der Erhalt des höchsten Titels einer Wrestlingorganisation dar, bei dem es sich in den Wrestlingmarktführern WWE, Impact Wrestling, RoH und NWA um eine World Heavyweight Wrestling Championship handelt. Bei den kleineren Regionalligen stellt die jeweilige States Heavyweight Wrestling Championship den höchsten Titel dar.
Besonderheit der NWA und der Indenpendent-Szene ist, dass nur amtierende Champions de facto einen Festvertrag erhalten, die diese verpflichten, ihre Titel nur in der entsprechenden Wrestlingorganisation zu verteidigen. Zudem ist der künftige Titelhalter vertraglich verpflichtet, eine vertraglich festgelegte Geldsumme, eine Sicherheitskaution, zu hinterlegen, die er zurückerhält, wenn die Regentschaft beendet wird. Damit werden zwei Möglichkeiten verhindert: Dass der Champion 1. in einem von der Liga nicht sanktionierten Match seinen Titel in einer anderen Liga verliert. Im Falle einer offiziellen Titelverteidigung in einer Fremdliga wurden entsprechende Kooperationsverträge abgeschlossen. 2. verfällt die Sicherheitskaution, wenn der Titelhalter unentschuldigt einem angesetzten Match fern bleibt. Eine Besonderheit der NWA ist es, das deren World Title global in allen Mitgliedsverbänden und angeschlossenen Verbänden erfolgt. Regionale NWA-Titel werden nur im entsprechenden Wrestlingterritorium der NWA ausgetragen.
Plötzliche Titelverluste sind zumeist Folgen von Ereignissen, die uneingeplant eintraten: So können reale Verletzungen, aufgrund derer sich der amtierende Champion eine ungewisse Zeit vom Wrestling zurückziehen muss, oder eine Suspendierung aufgrund eines Verstoßes gegen die offizielle Richtlinie der Liga oder wegen eines Verstoßes gegen die Gesundheitsrichtlinien (Drogenmissbrauch usw.), aber auch negatives Auftreten in der Öffentlichkeit zur Aberkennung des Titels bzw. zum „regulären“ Titelverlust führen.
„Hooker-Match“, „Screwjob“[]
Hooker-Match[]
In einer Storyline können zwei Sonderfälle eintreten, mit denen ausgearbeitete Handlungsstränge kurzfristig abgeändert werden können.
Der erste Sonderfall ist das sogenannte Hooker-Match, das angesetzt wird, wenn sich der Wrestler (oder ein Champion) nicht an die ausgearbeitete Storyline hält und Machtverläufe während einer Show eigenmächtig abändert und so nicht nur den Ablauf der Veranstaltung, sondern auch die Gesundheit seines Gegners gefährdet. In einem solchen Fall setzen die Offiziellen ein solches an, dass kein Teil der Storyline, sondern eine reale Auseinandersetzung darstellt, in der der Betreffende von einem ihm in allen Punkten weit überlegenden Gegner öffentlich abgefertigt und zumeist auch real verletzt wird. Dadurch kommt es zum Titelwechsel und der Hooker stellt eine gewisse Zeit den Interimschampion dar, bis eine neue Storyline ausgearbeitet wurde, in der ein neuer Champion bestimmt ist, an den der Hooker seinen Titel wieder verlieren wird.
In den großen Wrestlingorganisationen sind heute Hooker-Matches sehr selten. Im Indepentend-Bereich jedoch sind sie durchaus öfters anzutreffen. Erkennbar sind solche Matches in der Regel daran, dass der vom Hooker-Match betroffene Wrestler während einer Promo oder eines Interviews im Rahmen der Show durch einen oder mehreren Offiziellen (unter denen sich meistens auch der Head Booker befindet) unterbrochen und darüber in Kenntnis gesetzt wird, dass dieser noch in dieser Show ein Match haben wird. Echte Hooker-Matches erkennt man zudem daran, dass der Name des geheimnisvollen Gegners bis kurz vor dem Matchstart zurückgehalten wird. Erst wenn Referee und der Betroffene im Ring sind, ertönt die Ring-in-Musik des Gegners und damit erfolgt die Bekanntgabe. Mit dieser Geheimhaltung will der Veranstalter sichergehen, dass der betroffene Wrestler sich nicht auch seinen Kontrahenten einstellen kann.
Die Marktführer wie WWE führen ihre „Hooker-Matches“ allerdings nur noch im Rahmen einer ausgearbeiteten Storyline, bei dem auch der „Abzustrafende“ durchaus auf der Gewinnerseite stehen kann.
Screwjob[]
Der zweite Sonderfall bildet der sogenannte Screwjob, der einen Bruch der laufenden Storyline vonseiten der Offiziellen darstellt. Das bekannteste Beispiel stellt der Montreal Screwjob von 1997 dar, bei dem im kanadischen Montreal der amtierende WWF World Champion Bret „the Hitman“ Hart (geb. 1957) namentlich von Vincent Kennedy MacMahon (geb. 1945) um seinen Titel betrogen wurde: McMahon und Hart waren übereingekommen, dass Letzterer einen Zehnjahresvertrag bei der WWF erhalten würde. Doch es kristallisierte sich heraus, dass die WWF es sich nicht leisten konnte, Hart die vertraglich zugesicherte Summe zu zahlen. Daher legte man diesem einen Wechsel zu World Championship Wrestling nahe, dem größten Konkurrenten.
Beide kamen überein, das Hart als amtierender WWF Champion in Montreal seinen Titel erfolgreich gegen Shawn Michaels (geb. 1965) verteidigen und diesen dann im Anschluss an die Show bzw. nach Beendigung des Matches diesen Backstage an McMahon übergeben würde, der diesen dann am Folgetag für vakant erklären sollte. Doch ließ McMahon das Match zwischen Hart und Michaels vorzeitig abläuten und ließ Ersten durch eine angebliche Aufgabe (die jedoch nie erfolgt ist) den Titel an Michaels verlieren.
Der 1997 erfolgte Screwjob galt aber nicht als erster Betrug im Leben des Wrestlingveranstalters Vince McMahon, der mit diesem Betrug an Hart den Ringcharakter des Mr. McMahon schuf, der nun ganz Heel und damit Bösewicht war; am 25. November 1985 fand nicht nur WrestleMania I, sondern auch der erste Screwjob in der Geschichte der WWF statt: Bei WrestleMania I sollte auch die damalige WWF Women Championess Wendi Richter (geb. 1961) ihren Titel gegen eine Unbekannte namens The Spider Lady erfolgreich verteidigen. Doch während des Matches verlor Richter das Match gegen die Unbekannte, die sich im Anschluss als deren ehemalige Mentorin The Fabulous Moolah (1923–2007) entpuppte. Diese wurde von McMahon als Hooker eingesetzt, da sich Richter weigerte anzuerkennen, dass ihre Regentschaft vorzeitig endete. Denn inzwischen war es Moolah zugesichert worden, dass sie Damen-Championess werden würde, wenn sie von der NWA zur WWF wechseln würde. Nach diesem Betrug verließ Richter enttäuscht die WWF und trat vor allem in den Verbänden der NWA an.